Fundorte -> Tulln / COMAGENIS -> Fundkomplex Steinkastell Tulln -> Ausgrabung NÖ. Landeskrankenhaus (Lehmziegelmauer, Toranlage der Porta principalis dextra, O-Kastellmauer)
Anlässlich eines Neubaus des alten NÖ. Landeskrankenhauses konnte westlich des ehemaligen Dominikanerinnenklosters eine Fläche von 30 x 50m untersucht werden (BDA, H. Ubl).
Eine Lehmziegelmauer des Holz-Erde-Kastells, die bis 2m erhalten war, konnte 30 m in N-O- Richtung erfolgt werden. In der Mauerkrone konnte ein Pfostenloch der Holzpalisade erkannt werden. In den Erdschichten der Wallschüttung fanden sich Kleinfunde, die eine Datierung der Anlage laut dem Ausgräber in die 80-er Jahre des 1.Jh. möglich machen.
Nach der Verfüllung des Grabens wurde 1m vor die Lehmziegelmauer die jüngere Kastellmauer errichtet, der Zwischenraum wurde mit Erde verfüllt. Die Kastellmauer konnte in ihren Ausrissgruben, dezimiert durch mittelalterlichen Steinraub, erkannt werden. Die Toranlage (Porta principalis dextra) ist in den Fundamenten und teilweise im aufgehenden Mauerwerk erhalten. Zwei Tortürme von 7,5 x 6m Grundfläche springen etwa 1,9 m der Kastellmauer vor und sind aus bis 1m starkem Bruchsteinmauern mit Kalkmörtel gebaut. Nach den Münzfunden ist eine Errichtung im frühen 2.Jh. anzunehmen. In der Spätantike wurde nach einer Brandkatastrophe die Toreinfahrt vermauert; hier wurden auch Spolien verwendet. Im Brandschutt lag ein Ziegel des Grenzgeneral Ursicinus, ein Hinweis auf die letzte Eindeckung um 360 n. Chr. Aufgrund der erhaltenen Spinamauer zwischen den beiden Toreinfahrten war es möglich, die Via principalis zu ermitteln; unter Berücksichtigung der bisherigen Befunde konnte der Umfang des Steinkastells rekonstruiert werden.
1980
FÖ 19, 1980, 459ff. Genser 1986, 359. Fleischmann 2003, 234ff.
Text und Bearbeitung: Eva Kuttner