Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes

Fundorte -> Linz / LENTIA -> Fundkomplex Zivilsiedlung Altstadt/Promenade -> Ausgrabung Tummelplatz 4 (mehrphasiger Gebäudekomplex, Mithräum, Jupiter-Dolichenus-Kult)

Tummelplatz 4 (mehrphasiger Gebäudekomplex, Mithräum, Jupiter-Dolichenus-Kult)

Allgemeines

Beim Neubau des zerbombten Hauses Tummelplatz 3 wurde in der Baugrube im südwestlichen Bereich von P. Karnitsch (Kulturamt Linz) 1951 in 1,8 m Tiefe die Mauern eines Gebäudekomplexes aufgedeckt, der sich offenbar in das benachbarte Grundstück Tummelplatz 4, der westlich gelegenen Parzelle 152/1), fortsetzt. Das unbebaute Grundstück wurde 1953 - 1955 vom Kulturamt der Stadt Linz (P. Karnitsch) in einer Ausgrabung untersucht.
Die römischen Kulturschichten lagen in einer Tiefe von 1,4 bis 2,3 m; der Hang fiel leicht von NW nach SO ab. Die Fundstelle befindet sich am Fuß des Schlossberges. Gebäudestrukturen mehrerer Bauphasen (vier lt. Karnitsch) wurden freigelegt.
Die älteste Bebauung setzt gegen Ende des 1. Jh. ein und zeigt sich in Mauerresten, einem Brunnen und einer Kulturschicht, die von einer Planierungsschicht überdeckt ist, die nach 184 n. Chr. (Münzdatierung) aufgebracht worden ist. In den zwei folgenden Perioden aus Stein werden zwei nördlich und südlich gelegene Gebäudekomplexe festgestellt, die durch einen später angebauten Korridor verbunden sind. Im südlichen befand sich im Mauergeviert VI (12,3 x 13,8 m) ein gemauertes Podest, das wahrscheinlich eine hölzerne Statue aufnahm. Hier fand man eine Münze des Claudius II. Im westlichen Bereich zeigte sich Mauer- und Ziegelversturz.
Nördlich wurde ein 8,4 x 12,9m großes Mauergeviert erkannt, in dem zwei quadratische Fundamentblöcke standen, die vermutlich Standbilder aufnahmen.
Im nordöstlichem Grabungsareal befand sich ein Raum, der als Mithräum angesehen wird: hier fand man das Fragment eines marmornen Mithrasreliefs sowie zum Kult gehörende Schlangen tragende Gefäße mit Münzen, die von Severus Alexander bis Honorius datieren. Das Mithräum war also bis um 400 n. Chr. in Betrieb. Die Inschrift eines eingemauerten Votivsteins ist von einem Veteran dem Gott Mithras gewidmet. Ein eingemauerter Stein nennt eine nicht gesicherte Inschrift "I.THR.V". Im südlich angeschlossenen Raum fand man eine Oblationsplatte mit Inschriften des Jupiter und des Mithras, sowie Silber-Votivbleche, die in Zusammenhang mit dem Jupiter-Dolichenus-Kult verwendet wurden. In einem weiteren Raum wurden große Mengen von Obstkernen und Austernschalen gefunden.

Grabungsjahr:

1953-1955

Grabungsleitung:

Kulturamt der Stadt Linz

Literatur:

FÖ 5, 1946-50, 237. FÖ 6, 1951-55, 107. PAR 3, 1953, 26f. PAR 4, 1954, 25f. Karnitsch 1956. Münzen: FÖ 5, 1951-55, 237. Schön 1988, 120-129. Scherrer 1998, 45-48.

Literatur

Lupa Nr. 11414

Funde

Kategorie:

Glasgefäße, Keramikgefäße, Terra Sigillata, Münzen, Steindenkmäler, Teile von Tracht und Bekleidung, Varia-Metall, Waffen / militärische Ausrüstung, Werkzeuge und Geräte, Ziegel, Baumaterial aus Stein, Tierknochen, Sonstiges

Fundobjekte:

Silberblech- Votive des Jupiter-Dolichenus-Kultes; Fibel, Bronzefragmente; Sichelbruchstück, Messer, Hackmesser, Nägel; Lanzenspitzen, Münzen: Commodus bis Honorius. Ziegelstempel mit "AL"; Votivstein an Mithras; Stein mit Inschrift "I.THR.V"; Terra Sigillata; Aedikulafragment aus Pfeifenton; drei Kultgefäße mit Schlangen umwundenen Henkeln, grün glasiert; Reibschalen; Keramik; Glasfragment; Architekturteile; Tierknochen.

Aktueller Verwahrort:

Nordico - Museum der Stadt Linz

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner