Der römische Limes in Österreich

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Die Eroberung

Die Eroberung und Beherrschung des Voralpenlandes begann 15. v. Chr. mit der politischen Entscheidung des Kaisers Augustus, das römische Imperium nach Norden zu erweitern um eine gesicherte Grenze zwischen Gallien in West- und dem Balkangebieten in Osteuropa zu schaffen. Durch die Kriegszüge seiner Stiefsöhne, Drusus und Tiberius wurden strategisch wichtige Punkte am Rhein und im Donauraum und Verkehrswege über die Alpenpässe bzw. die von der Ostsee nach Aquileia in Oberitalien verlaufende Bernsteinstrasse erobert und gesichert. Dabei zog auch im Jahre 6 n. Chr. ein großes Heer unter Führung des Tiberius entlang der Bernsteinstraße gegen den germanischen Stamm der Markomannen und überwinterte, wie Sueton berichtet, im Raum von Carnuntum. Dieses erste Lager konnte bis jetzt nicht entdeckt werden.

Am Burgberg von Devin bei Bratislava wurde eine kleine Militärstation aus spätaugustäisch-tiberianischer Zeit nachgewiesen. (© Múzeum mesta Bratislavy)

Da die römische Politik schon seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. wirtschaftliche Beziehungen mit ihrem unmittelbar angrenzenden nördlichen Nachbarn, dem Regnum Noricum auf dem Gebiet des heutigen Österreich unterhielt, verlief die Annexion hier im Gegensatz zu anderen Eroberungszügen weitgehend friedlich. Denn die keltischen Noriker stellten mit ihrem an Bodenschätzen reichen Stammesgebiet, den östlichen Alpen mit seinen Eisen- und Goldvorkommen, für Rom schon lange einen bedeutenden Handelspartner dar. Das Voralpenland bis zur Donau, das noch zum nordöstlichen Einflussbereich des Regnum Noricum gehörte, scheint zu diesem Zeitpunkt bis auf die großen Beckenlandschaften um Linz und Wien nicht allzu dicht besiedelt gewesen zu sein. Dafür spricht auch, dass das östliche Niederösterreich bzw. das Nordburgenland in den Quellen als „deserta Boiorum“, ein schwach besiedeltes Gebiet der keltischen Boier, bezeichnet wurde.

 

Die ersten militärischen Anlagen an der Donau dienten der Absteckung der römischen Interessenssphäre im neu eroberten Gebiet, wobei die Donau als Grenzfluss den Vorteil hatte eine klare Linie zwischen den Römern und den angrenzenden Germanenstämmen zu bilden. Aus strategischer Sicht konnte man die militärische Sicherung des Alpenvorlandes auf ein System kleiner Militärstützpunkte beschränken, weil das Gebiet der böhmischen Masse mit ihren undurchdringlichen Wäldern nördlich der Donau nahezu unbewohnt war. Eine lineare Befestigung der Grenze war damals offenbar nicht erforderlich. Kleine Militärposten entstanden zur Überwachung bzw. zur Zolleinhebung an den wichtigsten Flussübergänge der Handelswege. Durch Ausgrabungen bzw. Funde militärischer Ausrüstung können Stützpunkte in Linz, Enns, Wien, Carnuntum bzw. Devin an der Einmündung der March in die Donau angenommen werden.

Grabstein des Rufus Lucilius, Soldat der Legio XV Apollinaris. (© Museum Carnuntinum Bad Deutsch Altenburg, Foto O. Harl 2002)

Der Bau des ersten Lagers mit ständiger militärischer Besatzung erfolgte aber erst in spättiberisch-claudischer Zeit in Carnuntum, wobei hier die Überwachung der sgn. Bernsteinstrasse, des größten Nord-Süd verlaufenden Handels- und Verkehrsweges östlich der Alpen, bzw. die starke Präsenz der germanischen Stämme der Quaden und Markomannen im nördlichen Niederösterreich, im Weinviertel und im Marchfeld vorrangig entscheidend war. Zur gleichen Zeit erhielten Noricum und Pannonien von Kaiser Claudius den Provinzstatus und die damit verbundenen Verwaltungsorganisationen.

Text: Sonja Jilek