Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Linz / LENTIA -> Fundkomplex Frühkaiserzeitliche Siedlung Linz

Frühkaiserzeitliche Siedlung Linz

Lage

Ortsteil:

Martinsfeld, Keplerwiese, Römerberg, Altstadt

Gemeinde:

Linz

Katastralgemeinde:

Linz

Kg-Nr:

45203

Denkmäler

Am Martinsfeld und auf der Keplerwiese, an den südlichen Abhängen des Römerberges und vereinzelt in der Altstadt kam ein Siedlungshorizont zutage, der sowohl Keramik des spätlatènezeitlichen Formenkreises als auch römische Importware der Frühen Kaiserzeit zeigt.
Als Befunde wurden Fundamentgräbchen und Pfostenlöcher festgestellt, die auf Holzständerbauten verweisen. Mehrere Bauphasen ergeben eine intensive Siedlungstätigkeit. Öfen eines Metall verarbeitenden Handwerks, Backöfen und Abfallgruben ergänzen die Befunde. Auch Beinschnitzereien sind durch Funde nachgewiesen.
Als Ergebnis kann eine ausgedehnte Siedlung, deren Bewohner metallverarbeitende Werkstätten betrieben, gesehen werden; die Handelskontakte reichten bis nach Italien, wie aus Importwaren von Terra Sigillata und Amphoren als auch aus dem Münzverkehr zu ersehen ist.

Diese Fundstelle steht unter Denkmalschutz.

Zustand:

Teilweise verbaut, Parkanlagen

Kategorie:

Zivile Siedlung
Pfostenlöcher, Gräbchen, Öfen, Zisterne, Grubenobjekte.

Zeitstellung

Datierung:

10 AD - 70 AD

Zur Datierung wurde Terra Sigillata (Arretina, Padana) herangezogen.

Phase:

Frühzeit

Forschungsgeschichte

Die erste Fundstelle von spätlatènezeitlichen Schichten wird von F. Stroh am Tiefen Graben 1938 entdeckt. Kammstrichkeramik und frührömische Sigillaten werden von P. Karnitsch mit eindeutigen stratigraphischen Zusammenhang in den Ausgrabungen in der Altstadt (Hahnengasse) gesehen; Bedenken zur Stratigraphie äußert Trebsche 2003. Am Fuße des Römerberges wurden in den so genannten "Kastellgrabungen" von P. Karnitsch und in deren Überprüfung von W. Podzeit Fundmaterial des frühen 1. Jahrhunderts und Pfostenlöcher entdeckt.
An den Abhängen des Römerberges (Lessingstraße 28) wurden 1982 in einer Ausgrabung von E. M. Ruprechtsberger Nachweise eines metallverarbeitenden Handwerks und eine chronologische Einengung der Siedlungsschicht vom 2. bis in das 5. Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts erkannt.
In den Ausgrabungen in der Martinskirche und am Martinsfeld trat ein früher Horizont auf, dessen relativ chronologische Abfolge J. Offenberger 1977-79 darstellen konnte. Die Befunde und Gräbchen ergeben mehrphasige Streifenhäuser.
Ab 1994 bis 2010 wurden Ausgrabungen des Nordico Linz (E. M. Ruprechtsberger) und des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien (O. H. Urban) im gemeinsamen Forschungsprojekt "Höhensiedlungen im Linzer Raum" durchgeführt, die weitere Siedlungsbefunde zutage brachten und die stratigraphische Zusammenhänge klären konnten. Letztendlich brachten die Auswertungen von Keramik durch R. Kastler 2000 und P. Trebsche 2003 eine wesentliche Aufhellung in die Siedlungschronologie. 2010 wurden Fundstücke außerordentlicher Qualität von E. M. Ruprechtsberger und O.H. Urban publiziert.

Literatur

Stroh 1944. Ruprechtsberger 1992. Offenberger 2000, Kastler 2000, 56ff. Ruprechtsberger 2003a, 38f. Trebsche 2003, 163ff. Ruprechtsberger-Urban 2005, 7ff. Ruprechtsberger-Urban 2010.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner