Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Mautern / FAVIANIS -> Fundkomplex Mittelkaiserzeitliches Steinkastell und spätantike Umbauten - Mautern

Mittelkaiserzeitliches Steinkastell und spätantike Umbauten - Mautern

Lage

Gemeinde:

Mautern an der Donau

Katastralgemeinde:

Mautern

Kg-Nr:

12162

Denkmäler

Die Ausdehnung des Steinkastells betrug etwa 175 x 175m. Archäologisch nachgewiesen ist die etwa 1,5 m starke Kastellmauer in der NW-Ecke, die eine spätere Überbauung mit einem Fächerturm zeigt und die westliche Kastellmauer. Reste der nördlichen Toranlage an der Kante der Hochterrasse (Kremserstraße/Kirchengasse), Teile der südliche Toranlage (Alte Friedhofstraße) und der westlichen Toranlage (Melkerstraße) wurden bei Kanalarbeiten angeschnitten. Ein Gebäude mit Apsis im südlichen Kastellbereich wird als kastellbad gesehen. An der westlichen Kastellmauer lag ein Innenturm (Essigfabrik). Dem Kastell vorgelagert war ein äußeres und inneres Grabensystem, das im Westen erfasst werden konnte.
Mehrere Bauphasen lassen sich erkennen (Periode 3- 5). Der Beginn des Ausbaus der Kastellmauern und -bauten in Steinbauweise wird zwischen 130 bis 150 n. Chr. angesetzt. Bauliche Veränderungen innerhalb des Lagers um 170/180 werden durch Planierungen und Aufschüttungen dokumentiert. Nach 251 n. Chr. (Münzdatierung, Grabung Frauenhofgasse 1997) brannte das Lager ab; ein breiter Brandhorizont wurde an mehreren Stellen angeschnitten. Darauf folgte ein Rückgang der importierten Keramik und des Münzumlaufs, was vielfach mit einem Besiedlungshiatus gleichgesetzt wird. In der Spätantike kommt es zu einer Verstärkung durch Fächertürme.

Kategorie:

Kastell
Steinkastell von 3,06 ha (Periode 3-5), Toranlagen, Kastellmauern, Innentürme. Innenbauten: Stallungen für eine Reitereinheit, Kastellbad. Inneres und äußeres Grabensystem. Zerstörungshorizont Mitte des 3. Jahrhunderts; spätantike Brandschicht. Spätantike Fächertürme.

Stationierte Truppen:

Legio X Gemina pia fidelis, Cohors I Aelia Brittonum (Antoniana), Cohors II Batavorum, Legio XIIII Gemina Martia victrix
Einen Hinweis auf die Cohors II Batavorum geben zwei Militärdiplome; ein im Vicus gefundenes datiert 131-133 n. Chr., ein weiters in Stein a. d. Donau entdecktes 135-138 n.Chr. Beide Militärdiplome, die Soldaten der Cohors II Batavorum 131-138 n.Chr. verliehen wurden, verweisen auf eine Stationierung dieser Einheit.
Frühestens 140/150 n.Chr. kam die Cohors I Aelia Brittonum nach Mautern, die zuvor in Wallsee stationiert war. Durch Ziegelstempel ist ihre Anwesenheit in Mautern bis in das 3.Jh. gesichert. Ziegelstempel nennen auch die in VINDOBONA/Wien stationierte Legio X Gemina und die Legio XIIII Gemina Martia victrix aus Carnuntum, die vermutlich zu Bauarbeiten Truppenteile zur Verfügung stellten.

Zeitstellung

Datierung:

120 AD - 360 AD

Perioden 3-5

Phase:

Römische Kaiserzeit

Forschungsgeschichte

In einer Urkunde des 11. Jahrhunderts sind römische Ruinen genannt (Genser 1986, 270). A. Dungel, Abt vom Benediktinerstift Göttweig, verfasst die erste Fundaufnahme. Ziegelstempel und Mauern bei Kanalgrabungen deuten auf ein römisches Kastell, dessen Ausdehnung u. a. auch von J. Nowotny aufgrund des Straßennetzes rekonstruiert wurde. Initiativen von Mauterner Bürgern (L. Pindur, F. Kainz, A. Gaheis, E. Polaschek, H. Riedl u. a.) ergeben Beobachtungen und erste Ausgrabungen, wobei weitere Gräber, eine Villa rustica und im Lagerinneren ein Hypokaustum freigelegt wurde. Seit 1950 erfolgt eine intensive Ausgrabungs- und Forschungstätigkeit, die Mautern zu einem bestens erforschten Kastellplatz macht. Seit 1992 wird die Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Mautern und den Ausgräbern intensiv betrieben. Ab 1995 erfolgen Aufarbeitungen der Altgrabungen durch Ch. Ertel, V. Gassner und S. Jilek. Den Ausgrabungen des ÖAI und des BDA folgen umfangreiche Publikationen, die 2002 zu einem Chronologieschema von St. Groh und H. Sedlmayer führen. 2007 wurden in der Ausgrabung in der Essigfabrik an der Westseite des Kastells ein Innenturm und ein Doppelgraben entdeckt. Ein äußeres Doppelgrabensystem wurde 2008 angeschnitten. In der Melkerstraße wurde 2008 das Kastellbad ergraben, das im 4. Jahrhundert verkleinert wurde.

Literatur

Gassner et alii 2000, 384ff. Gassner-Jilek 2000. Pietsch 2000. Groh-Sedlmayer 2002, 556ff. Zimmermann et al. 2007, 595ff.

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Text und Bearbeitung: Eva Kuttner