Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Wien / VINDOBONA -> Fundkomplex Canabae legionis Wien

Canabae legionis Wien

Lage

Ortsteil:

I., IX., VIII. Bezirk

Gemeinde:

Wien

Denkmäler

Die ältesten Befunde der halbkreisförmig um das Legionslager angelegten canabae befinden im Südwesten (Michaelerplatz). Die weitere Ausdehnung erfolgte auf der Stadtterrasse bis zum Wienfluss (antik: ACAUNUS) und über die heutige Ringstraße hinaus. Im östlichen Bereich setzte die Besiedlung erst im 2. Jh. ein (Johannesgasse).
Nach der Einplanierung der mittelkaiserzeitlichen Canabae legionis kommt es in der Spätantike zu einer Belegung des Areals als Gräberfeld. Nur im Gebiet um den Michaelerplatz siedelten sich Handwerksbetriebe an der Kreuzung der Limesstraße mit der Straße nach Scarbantia an; diese zeigen jedoch geänderte Baustrukturen.

Zustand:

Die Bauten an der aus dem Lager führenden Straße (via decumana - Kohlmarkt) am Michaelerplatz wurden konserviert. Die Ausgrabungsstätte wurde vom Architekten Hollein gestaltet.

Tourismus:

Ausgrabung Michaelerplatz.

Kategorie:

Canabae
ab trajanischer Zeit Umfang von mindestens 94 ha. Gebäude aus Holz, Fachwerkbauten mit Steinsockel, Steinhäuser, Säulenkolonnaden, Streifenhäuser, metallverarbeitende Werkstätten, Brennöfen, Töpferöfen, Brunnen, Gruben, Straßenbefunde.

Zeitstellung

Datierung:

90 AD - 260 AD

älteste Zeugnisse Ende 1. Jahrhundert, mittelkaiserzeitlich mehrere Bauphasen, Aufgabe der Siedlung im 2. Drittel des 3.Jh. und weitgehende Benutzung als Gräberfeld. Spärliche spätantike Funde.

Forschungsgeschichte

Allgemein wird angenommen, dass es in diesem Gebiet zunächst in der Spätantike, später vor allem beim Ausbau der Babenberger Stadt zu einem massiven Steinraub kommt. Dies erklärt das Fehlen der großen Bauten wie Foren, Tempel, Thermen oder Amphitheater. Weiters wurden Befunde durch mittelalterliche Befestigungsanlagen zerstört. Die in den eingeebneten Siedlungshorizont eingetieften, spätantiken Gräber wurden bereits seit dem 19. Jahrhundert dokumentiert. Man nahm zunächst an, dass keine Siedlungsstrukturen vorhanden wären. Bei baulichen Maßnahmen barg man jedoch Unmengen von Keramik und Kleinfunden. Neuere Grabungen am Michaealerplatz 1990/1991 und auf der Freyung 1992-1994 sowie die Grabungen am Neuen Markt erbrachten Baustrukturen und erhellten die Siedlungschronologie. Kartierungen der Ziegelstempel deuten auf Baumaßnahmen, die mit dem Militär eng verknüpft waren.

Literatur

Neumann 1967. Weber-Hiden 1996 (Reliefsigillata). Kronberger 2005, 35ff. Kronberger 2005a. Donat et al. 2005.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner