Fundorte -> Sankt Pölten / AELIUM CETIUM
An der Kreuzung der römischen Fernstraße, die von Wels/OVILAVA nach Osten führte, mit dem Fernhandelsweg entlang des Flusses Traisen (TRAGISAMUS) nach Norden, bzw. über die Alpen nach Süden, lag das Municipium AELIUM CETIUM. Die Entfernung zum nördlich gelegenen Donaukastell Mautern/FAVIANIS beträgt ca. 35 km.
Der Name der von Kaiser Hadrian 122 n. Chr. als Verwaltungszentrum gegründete Stadt geht auf CETIUM zurück, die keltischen Bezeichnung des Waldgebietes (Dunkelsteiner Wald, Wiener Wald), das die antike Stadt umgab. Das im rechtwinkeligen Raster angelegte Stadtgebiet lässt sich noch heute im Stadtbild erkennen. Die Hauptachsen lagen an der Kremser Gasse - Schreinergasse (cardo maximus) und Wiener Straße - Heßstraße (decumanus maximus). Das Forum lag zwischen Kremser Gasse und Herrenplatz, hier wurde die Bauinschrift eines Collegium fabrum (Handwerkergilde) gefunden. Südlich davon lag der Tempelbezirk der Stadt. Handwerker (Buntmetallwerkstätten) und Händler (Textil, Lebensmittel, Töpferwaren) fand man an mehreren Stellen angesiedelt. Im Nordosten ergrub man Befunde eines Gebäudekomplexes mit Hypokausten, der als Therme interpretiert wird.
Die Siedlungsfläche von etwa 25 ha entsprach der hochmittelalterlichen Stadt. Eine Befestigung ist anzunehmen, Grabenanlagen konnten angeschnitten werden.
Früheste Baustrukturen sind Fachwerkbauten, die von den hier angesiedelten Veteranen errichtet wurden. Der Ausbau in Stein setzte nach einer Brandkatastrophe um 170 n. Chr. (Markomannen-Einfälle) ein. Nach einem Rückgang der Siedlungstätigkeit in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts zeichnet sich in der Spätantike im Fundmaterial und in Neubauten ein wirtschaftlicher Aufschwung ab. Die Gräberfelder zeigen vereinzelt eine Belegung bis ins 5. Jahrhundert.
Themenweg ab Stadtmuseum St. Pölten (Anmeldung)
Zivilstadt
Straßenbefunde, Gebäude (Insulae); metallverarbeitende Werkstätten; Keramikdepots; Gebäudekomplex mit Hypokausten (Therme?);
municipium AELIUM CETIUM
122 AD - 488 AD
Keine vorrömischen Siedlung nachgewiesen; fünf Bauphasen; Brandhorizont 170 n. Chr. und um 270 n. Chr.
Scherrer 1991. Scherrer 1994. Scherrer 1998. P. Scherrer in: Friesinger-Krinzinger 2002², 215ff. Risy-Scherrer 2005. Risy 2008.
Text und Bearbeitung: Eva Kuttner