Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Wels / OVILAVA

Wels / OVILAVA

Lage

Gemeinde:

Wels

OVILAVA lag auf einer Schotterterrasse nördlich des Flusses Traun am Schnittpunkt zweier Fernstraßen. Die von Osten (CETIUM/St. Pölten, VINDOBONA/ Wien) nach IUVAVUM/Salzburg führende Straße kreuzte hier die unter Kaiser Claudius angelegte Nord-Süd-Verbindung über die Alpen nach AQUILEIA. Die verkehrsgünstige Lage machte Wels früh zu einem Handelsplatz.

Denkmäler

Die ältesten Siedlungsbefunde lagen im Nordwesten der um 200 n. Chr. durch Mauern und Türme befestigten Siedlungsfläche (Bernardingasse, Feldgasse - Schubertstraße - Rosseggerstraße), die auf ca. 90 ha vergrößert wurde. Der südliche Verlauf der Befestigung ist unter der mittelalterlichen Stadtmauer zu suchen. Die Straßen wurden in einem rechtwinkeligen Raster angelegt, wie im östlichen Bereich der Siedlung nachgewiesen werden konnte. Vermutlich lagen an der Traun Hafenanlagen. Vom Süden kommend führte über den Fluss eine Wasserleitung in die Stadt. Vermutlich gab es eine Holzbrücke über die Traun.
Der zu verwaltende Stadtbezirk des Municipiums grenzte im Norden an die Donau, im Westen bis an den Inn und Hausruckkamm, im Süden bis an den Alpenkamm, im Osten bis an die Enns.
Die Auswertung der Gräberfelder sowie das Keramikspektrum deutet auf die intensivste Siedlungszeit zwischen 180 n. Chr. bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts hin, dann nahm die Bedeutung der Stadt ab. Ein Hortfund mag in Zusammenhang mit einer kriegerischen Auseinandersetzung stehen, eine Zerstörung der Befestigung konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Hinweise für die frühe Christianisierung sind das Kapitell einer frühchristlichen Kirche und der Grabstein der Ursa.

Zustand:

Unter der südlichen mittelalterlichen Stadtmauer liegen die Befunde römerzeitlicher Mauern. An mehreren Stellen können konservierte Mauerreste besichtigt werden.

Tourismus:

Der "Römerweg" führt an 20 Stationen durch das Stadtgebiet von Wels.

Kategorie:

Zivilstadt
Zivilstadt; Gräberfelder; Wasserleitung; Straßenbefunde; Hortfund;

Lateinischer Name:

OVILAVA, OVILAVIS
municipium Aelium Ovilavis
colonia Aurelia Antoniniana
Itinerarium Antonini (235,2; 249,2; 256,5; 258,4; 277,2). Tab. Peut. IV/2 (Oulilia). Verleihung des Stadtrechtes unter Kaiser Hadrain um 117/118 n. Chr. Zur Colonia erhoben unter Kaiser Caracalla.

Stationierte Truppen:

Legio II Italica
Alen- und Numeri-Stempel deuten auf militärische Bautätigkeit. Die in Enns/LAURIACUM stationierte Legio II Italica verlegte die Verwaltung nach Ovilava, durch Ziegelstempel ist die Anwesenheit des Kommandanten und Statthalters nachgewiesen, dessen Gebäude unter dem heutigen Minoritenkloster lag.

Zeitstellung

Datierung:

40 AD - 488 AD

frühe Siedlungshorizonte, Massierung der Keramik 2. Hälfte 2. Jahrhunderts bis um 350 n. Chr., spärliche Funde des 5. Jahrhunderts.

Literatur

Trathnigg 1967. R. Miglbauer in: Kandler-Vetters 1989, 61ff. Miglbauer 1994. Miglbauer1997. Miglbauer 1999. R. Miglbauer in: Friesinger-Krinzinger 2000², 164f. Miglbauer 2002. Miglbauer 2003. Miglbauer 2006.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner