Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Wien - Heiligenstadt, Sankt Jakob -> Fundkomplex Wachtturm (?) Heiligenstadt

Wachtturm (?) Heiligenstadt

Lage

Ortsteil:

Pfarrplatz, Heiligenstadt

Ortschaft:

19. Bezirk

Gemeinde:

Wien

Parzelle:

St. Jakob

Denkmäler

Bau I: Das N-S orientierte Gebäude hatte eine Größe von 10,5 x 5,5 m. Die gemörtelten, aus Bruchsteinen in Opus spicatum ausgeführten, bis 85 cm starken Mauern waren außen durch Stützpfeiler verstärkt. Der Eingang des N-S quer zum Kirchenraum ausgerichteten Gebäudes lag im Westen. Die Fundamentbasis fiel gegen Süden um 70 cm ab; hier war das Mauerwerk 1,1 m hoch. Der Lehmfußboden war gegen die Mitte bis 30 cm gemuldet.
Bau II: Über diesem Befund liegt ein jüngeres, zweiräumiges Gebäude, das dem Verlauf des älteren nicht exakt folgt. Das Mauerwerk war unregelmäßig in Trockenbauweise aus Hausteinen oder Bruchsteinen in Lehmbindung ausgeführt und mit Kalkmörtel verputzt worden. Rechteckige spätere Einbauten, die auf Grund der sekundären Verwendung von Ziegeln nach Valentinian I. datieren, werden vom Ausgräber als Gräber interpretiert.

Diese Fundstelle steht unter Denkmalschutz.

Kategorie:

Wachtturm
rechteckiger Bau mit Außenstützen. (wahrscheinlich ein Wachtposten); zweite Bauphase zweiräumig (Zeitstellung?)

Stationierte Truppen:

Legio X Gemina pia fidelis
unbekannt; Ziegel der Legio X Gemina und OFARN-Gruppe.

Zeitstellung

Datierung:

100 AD - 370 AD

unsicher; aufgrund Ziegelfunde muss hier ein Gebäude des 2.Jh. und der valentinianischen Zeit bestanden haben.

Phase:

Römische Kaiserzeit

Forschungsgeschichte

Bei der Renovierung der Kirche St. Jakob wurde durch das Bundesdenkmalamt 1952/1953 eine Ausgrabung veranlasst, die von der Abteilung für Ur- und Frühgeschichte des Historischen Museums Wien durchgeführt wurde. Eine Grabung im Pfarrhof im Jahr 1985 wurde noch nicht publiziert.
Der Befund wird allgemein als Wachtturm gesehen. Für eine Interpretation (Bau II) als Totenhaus tritt R. Egger ein. Die späteren Einbauten werden auch als Taufbecken und als eine Bestattung (Grab des Hl. Severin) gedeutet.
2002 wurden die sichtbaren Befunde (sogenanntes Taufbecken, sogenanntes Severin-Grab) von der Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie untersucht, wobei der Aufarbeiter der Ausgrabung A. Neumanns für die Interpretation zweier spätantiken Gräber eintritt, die in nachvalentinianischer Zeit gesetzt worden waren.

Literatur

Neumann 1962. Neumann 1968, 78-84. Harl 1979, 174f. Genser 1986, 517 und 748. O. Harl in: Kandler-Vetters 1989, 173ff. W. Börner in: Friesinger-Krinzinger 2002², 251f.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner