Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Mauer an der Url / LOCO FELICIS (?) -> Fundkomplex Befestigte Siedlung Mauer an der Url

Befestigte Siedlung Mauer an der Url

Lage

Ortschaft:

Mauer bei Amstetten

Gemeinde:

Amstetten

Katastralgemeinde:

Mauer

Kg-Nr:

3023

Denkmäler

Die Größe der befestigten Siedlung, die vermutlich den Grundriss eines Parallelogramms hatte, lässt sich nicht exakt ermitteln, da der nordwestliche Bereich durch den Fluss Url abgetragen worden ist. Bekannt sind die nach innen springenden Toranlagen im Westen und Osten und die vier in regelmäßigen Abständen gebauten Türme der Südmauer, die 220 m misst und an den Ecken abgerundet ist. Geht man von der Form eines Parallelogramms aus, so betrug der Flächeninhalt ca. 2,5 ha. Mehrer Grundfesten von Gebäuden wurden im Inneren bei der Ausgrabung der Limeskommission 1906-1910 freigelegt.

Zustand:

teilweise überbaut, landwirtschaftlich genutzt

Kategorie:

Zivile Siedlung
Südliche Umfassungsmauer mit vier Türmen; östliche und westliche Toranlagen; mehrere Gebäude im Inneren, die nicht eindeutig zu interpretieren sind und vermutlich unterschiedlichen Bauphasen angehören.

Stationierte Truppen:

Legio I Noricorum, Dux Ursicinus
Ungeklärt. In der Notitia Dignitatum werden für LOCUS FELICIS equites sagittarii erwähnt. Ziegelstempel der Legio I Noricorum und des Dux Ursicinus deuten auf eine rege Bautätigkeit in der Spätantike.

Zeitstellung

Datierung:

90 AD - 488 AD

Vorgängerbauten; die von Nestler ausgegrabenen Befunde sind der Spätantike zuzuordnen; die Münzen zeigen eine Massierung im 4. Jh.

Phase:

Römische Kaiserzeit

Forschungsgeschichte

Noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts war das mächtige Mauerwerk der Umfassungsmauer sichtbar, wie sie J. Schaukegl, Pater im Stift Seitenstetten, beschrieben hat; er ließ einen Grundriss des Lagers "AD MVROS" in einem Kupferstich drucken. Der Linzer Altertumsforscher J. Gaisberger erwähnt in seinem Bericht, dass die noch um 1825 aufgehenden Mauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgetragen wurden. Die Graben- und Wallanlagen wurden eingeebnet. Das fundträchtige Areal wurde landwirtschaftlich genutzt, in geringer Tiefe ließen sich Fundamente feststellen.
Erst im Zuge der Straßenforschungen der Limeskommission wurde 1906 - 1910 im Lagerinneren eine Ausgrabung von M. Nestler durchgeführt, die zur Freilegung von Gebäuderesten (Mauern, Fundamente, Estrich, Hypokausten, Praefurnium) führte. Der Verlauf der Befestigungsmauer im südlichen Bereich wurde festgestellt.
Aufsehen erregte der 1937 vor der Südmauer getätigte Hortfund, der neben Metallgerät Kultgegenstände eines Dolichenus Heiligtums enthielt und in das 3.Jahrhundert zu datieren ist.
1971 stellte H. Stiglitz im Bereich des Inneren kleine Spitzgräben fest, die zu einer älteren Anlage gehören könnten.

Literatur

Gaisberger 1864, 65. Nistler 1909. Noll 1980, 9ff. Genser 1986,199ff. R. Noll in: Kandler-Vetters 1989, 117ff.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner