Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Wallsee / ADJUVENSE (?) LOCUS FELICIS (?) -> Fundkomplex Kastell Wallsee

Kastell Wallsee

Lage

Ortschaft:

Wallsee

Katastralgemeinde:

Wallsee

Kg-Nr:

3044

Denkmäler

Die Kastellmauern ergeben eine Geviert von etwa 190m x 160m, also ungefähr 3,1 ha. Mehrere Bauphasen lassen sich feststellen, die zunächst mit einer Anlage eines Holz-Erde-Kastells beginnen (Ausgrabung Ubl 1978). Die im 2. Jahrhundert vorgenommene steinerne Befestigung zeigt sich in 1,5 m breiten Kastellmauern, die vorwiegend aus Granitbruchsteinen in Kalkmörtel bestehen, deren Herkunft noch ungeklärt ist. Erforscht wurden die auskragenden Ecktürme, die nördlichen und südlichen Toranlagen und die dazwischen liegende Verstärkungstürme, die wahrscheinlich zur Zeit Valentinians ausgebaut wurden, sowie ein U-Turm am südöstlichen Kastelleck. Hier entstand in der Spätantike vermutlich ein Restkastell.
Gebäudereste im Areal des 3,1 ha großen Kastells wurden als Principia erkannt, an die sich im Osten ein Gebäude mit Hypokausten und Praefurnium anschließt.
Die vor der Süd- und Ostmauer des Kastells verlaufende, ca. 90 cm starke Bruchsteinmauer wurde als mittelalterliche Einfriedung der Sunilburg erkannt.

Kategorie:

Kastell
Holz-Erde-Lager (Ubl 1980, 590); Steinkastell 175 m (Westmauer) x 195 m (Südmauer); spätantikes Restkastell 28 m x 27 m; Mauerreste der Principia; östlich davon Gebäude mit Hypokausten und Praefurnium. Graben und Wall vor Ostmauer. U-Turm an der südöstlichen Kastellecke.

Stationierte Truppen:

Legio II Italica, Legio X Gemina pia fidelis, Cohors V Breucorum, Cohors I Aelia Brittonum (Antoniana), Dux Ursicinus
Die Ziegelstempel verweisen auf Hilfstruppenkohorten: Cohors V Breucorum, zahlreiche Stempel "CIAB" (Cohors I Aelia Brittonum?). Frühe Stempel der Legio II Italica aus der Stationierung in Albing bis zur spätantiken Produktion unter dem Dux Ursicinus kamen als Baumaterial in das Kastell, ebenso wie die der Legio X Gemina pia fidelis.

Zeitstellung

Datierung:

90 AD - 488 AD

Keramikspektrum (teilweise publiziert), das vom späten 1. Jahrhundert bis in des späte 5. Jahrhundert reicht, bezeugt eine lange Belegung des Platzes; wann die Errichtung des Kastell erfolgt ist, lässt sich nicht mit Sicherheit erkennen (Ruprechtsberger 1980, 22. Ubl 1980, 590. Genser 1986, 195f.).

Phase:

Römische Kaiserzeit

Forschungsgeschichte

Bereits 1868/69 sah Fr. v. Kenner in der exponierten Lage ein Terrain für ein Limeskastell. In der Sammlung des Schlosses Wallsee befinden sich zahlreiche Fundstücke, die nach dem Brand des Marktes 1879 bei Aushubarbeiten ans Tageslicht kamen und vom Coburgschen Staatsarchivar inventarisiert wurden (Tscholl 2002, 200f.).
E. Nowotny vermutete ein Kastell , als er im Südosten des Schulgebäudes eine 2 m abfallende Wallböschung erkannte, die der Südostecke des Kastells entsprach. Die Nordostecke zeigt sich um die St. Anna Kapelle in einer bis sieben m hohen Geländestufe (Nowotny 1925, 112f.).
Bestätigt wurde dies erst in den 60-er Jahren durch die Beobachtung des Heimatforschers E. Tscholl, als die 2 m breiten Fundamente der Kastellmauern, die im aufgehenden Mauerwerk bis 1,50 stark waren, entdeckt wurden. Mehrere Ausgrabungen des ÖAI (H. Stiglitz) und des BDA (G. Moßler) im Bereich des alten Schulgebäudes ließen die Befunde des südöstlichen Eckturms und eine spätantike Überbauung eines Restkastells erkennen. Bei der Beobachtung von Kanalisationsarbeiten ließ sich der Umfang des Kastells schrittweise rekonstruieren.1978 wurde bei der Grabung des BDA (H. Ubl) die früheste Bauphase eines Holz-Erde-Kastells festgestellt. In den folgenden Jahren wurden unter H. Ubl mehrere Ausgrabungen durchgeführt. Baureste der Principia wurden im Bereich des Hauptplatzes freigelegt.
E. Tscholl beobachtete jegliche Bodenstörungen in den laufenden Jahren. Seine Meldungen an das BDA konnten die Kenntnis der Bauphasen und Befunde erweitern.
2008-2009 konnten an der südöstlichen Ecke des Kastells Fundamente der Kastellmauer sowie ein U-Turm ergraben werden, die vor der Zerstörung geschützt werden konnten.

1987-1989: Restkastell

1967: Principia

Literatur

Nowotny 1925, 112f. Tscholl 1978. Ruprechtsberger 1980, 22. Ubl 1980, 590. Genser 1986, 184ff. E. Tscholl in: Kandler-Vetters 1989, 113ff. H. Ubl in: Friesinger-Krinzinger 2002², 196ff. Tscholl 2002. FÖ 48, 2009, 429.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner