Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes

Fundorte -> Linz / LENTIA -> Fundkomplex Kastell Linz -> Ausgrabung Promenade 23 (Raum mit Apsis, Gebäudekomplex, Planierschicht, zwei Brandhorizonte, zwei Abfallgruben, zwei Öfen, Straßenbefund?)

Promenade 23 (Raum mit Apsis, Gebäudekomplex, Planierschicht, zwei Brandhorizonte, zwei Abfallgruben, zwei Öfen, Straßenbefund?)

Allgemeines

Bauarbeiten auf der Parzelle 1854 (Promenade 23) im Jahr 1927 und auf Parzelle1861/2 (Steingasse 4) im Jahr 1930 wurden von P. Karnitsch (OÖLM) und dem Denkmalamt überwacht; eine Publikation erfolgte 1952.
Im Hofe der Druckerei Wimmer (Promenade 23) wurde 1927 römisches Mauerwerk (Gebäude A und B) entdeckt. Die römische Kulturschicht wurde in 1,20 m Tiefe angetroffen und war 8 bis 40cm stark. Das Terrain fiel sanft in einer Bodenwelle gegen Süden ab.
Gebäude A: Die im nördlichen Bereich des Innenhofes erfasste Apsis gehört wahrscheinlich zu dem sich nördlich fortsetzenden Bau, der 1878 bei der Errichtung der Druckerei Wimmer zerstört worden war. Die aus Bruchsteinen im festen Mörtelverbund 60 - 70 cm starken Mauer waren 20 cm im aufgehenden Mauerwerk erhalten. Die westlichen Außenseite konnte bis zu eine 1,95 m Tiefe verfolgt werden und die Fundamente verbreiterten sich bis 1,20 m; an der Südseite war die Außenseite 1m erhalten und die Fundamente verbreiteten sich bis 0,9m. Der Fußboden war aus 4 Lagen Tegulae im Mörtelverbund gepflastert und mit einem 3 cm starken Terrazzoboden versehen; insgesamt betrug die Stärke 28 cm. Darauf befand sich eine 5-15 cm starke Kulturschicht, in der eine Lanzenspitze gefunden wurde.
Zwischen Objekt A und den südlich liegenden Räumen B wurden drei Schotterflächen von 8 bis 15 cm Stärke in einer Tiefe von 1,25 bis 1,3 m Tiefe freigelegt; ob der Befund Teil einer W-O verlaufenden Straße ist, konnte nicht entschieden werden.
Objekt B: Ein Rechteckbau mit mehreren Räumen wurde von P. Karnitsch aufgenommen. Die Fundamentmauern saßen auf den Schotterschichten auf. Mehrere Ausbauphasen und Fußböden konnten erkannt werden. Hypokausten- und Wandheizung, sowie ein später angebautes Präfurnium konnten festgestellt werden. Im größten Raum, der 15,40 x 7,70m maß, wurden unter den Hypokausten ein Ziegelstempel einer Ala entdeckt. (Taf. X, 10). Hier fanden sich Fragmente von Wandmalerei. Zahlreiches mittelkaiserzeitliches Fundmaterial wurde dem "Aufschüttungsmaterial" entnommen. Ein in Trockenmauerwerk errichteter Brunnen mit einer gemörtelten Einfassung wurde als römerzeitlich angesprochen.
Brandschichten: Auf der westlichen Seite des Bauareals wurden zwei Brandschichten in 1,5m Tiefe (Funde datiert vom Ausgräber Vespasian bis Domitian) und 1,3m Tiefe (Funde datiert in die 1. H. 2. Jh. bis in das 3. Jh.) festgestellt. Dazwischen lag eine 10-20 cm starke lehmige Schicht. In der ältesten Schicht wurden Fundamentgräben und Pfostenlöcher festgestellt. Hüttenlehmbrocken mit Fachwerkabdrücken geben Hinweis auf Fachwerkbauten. Direkt unter der jüngeren Brandschicht kamen Feuerstellen zutage, die zur Metallverarbeitung dienten.
Abfallgruben: westlich des nördlichen Befundes des Gebäudes fanden sich Abfallgruben. Laut dem Fundmaterial dürfte Grube 2 um die Mitte des 2. Jh. entstanden sein, Grube 1 früher.
Funde bezeugen ein Bestehen des Gebäudes B bis zu Beginn des 3. Jh. (Karnitsch 1952b, 434f.)

Grabungsjahr:

1927

Literatur:

FÖ 1, 1930-34, 66 u. 129. Karnitsch 1952b.

Funde

Kategorie:

Glasgefäße, Keramikgefäße, Terra Sigillata, Münzen, Teile von Tracht und Bekleidung, Waffen / militärische Ausrüstung, Werkzeuge und Geräte, Wandmalerei (-fragmente)

Fundobjekte:

Glasfragmente; Keramik, Terra Sigillata, Münze (Hadrian); Münze des Constaninus I (in oberster Schicht); Lunulaanhänger, Lanzenspitzen; Messer; Metallfragmente; Numerusstempel, Ziegelstempel der Legio II Italica, Numeruseinheit NVMER, einer Ala ALAE, ein weiterer Alenstempel.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner